2013-12-08, 19.00
Zwei Wochen auf See, deutlich mehr als die Hälfte liegt hinter uns. Feiertag und eine Überraschung jagt die andere.
Aber der Reihe nach – letzte Nacht hat uns ein schönes und sanftes Vorwindsegeln gebracht, die Tagesleistung hat es zwar nicht wirklich bereichert (Sorgenfalten für den Taktiker !), aber es war stimmungsvoll in der sternklaren Nacht nach Monduntergang dahinzugleiten.
Und dann um 06:00 war es soweit – aus, kein Wind, jede List und Tücke war vergebens, sogar der eisernen Genua ist vor Schreck die Luft weggeblieben und sie konnte erst nach gutem Zureden überzeugt werden können, dass sie nicht nur wegen des Gewichts mit an Bord ist. Die Batterien haben auch die Stromabgabe eingestellt, so war das wunderbare Geräusch des festen Brummens ein wahrer Segen für fast alle.
Doch leider hat sich ein Wurm, ein Kriechwurm in unsere Elektrik geschlichen und nascht an den Batterien mit, den zu jagen wird die Tagesaufgabe.
Für einen Sonn- und gleichzeitig Feiertag war das Wetter anfangs ja nicht so fesch – bewölkt und das beim Frühstück. Aber es wurde anders – mit jeder Stunde wurde der Wind noch weniger und der Sonnenschein mehr, 33 Grad und die erfrischende Atlantikdusche, einfach ein Hochgenuss.
Das Boot wird in seine Einzelteile schweißströmend zerlegt, der Elektrowurm ziert sich, HP kriecht in alle Ecken – nichts.
Dafür gibt es Anglerglück – am Nachmittag rauscht die Leine aus, die Mannschaft geht auf Ihre gewöhnten Fischfangpositionen, HP kämpf, Charly steht mit dem Hacken bereit und Benni ist außer sich vor Freude – und dann nach kurzem, aber hartem Kampf haben wir den „Catch Of The Day“ an Bord, einen schwarzen Plastiksack – na fesch ! Natürlich wird er geborgen, versucht wiederzubeleben (um ihn zB als Müllsack zu verwenden) und so findet auch er seinen Platz auf der Selivra. Dem erfolglosen Kampf mit dem Elektrowurm wollten wir gerade mit einem Manöverschluck ein Ende machen, als die Angel wieder rauscht, der Kampf beginnt von neuem … Aber diesmal ist es ein schön gestreifter Baracuda, wieder wird nichts aus dem Schnitzel mit Kartoffelsalat (heute ist ja Sonntag) oder den Berner Würstchen, denn es gibt ja zur Abwechslung FISCH die nächsten zwei Tage !
Das Warten auf dieses zu erwartende köstliche Essen wird mit einem (vielleicht auch zwei) GinTonic verkürzt.
Der gemütliche 5 Uhr Tee wird jäh unterbrochen – Wale besuchen uns ! Unsere Biologieexperten meinen, dass es Orcas sind, die sich um uns herum tummeln und uns neugierig besuchen. Gang heraus und wir genießen dieses tolle Erlebnis. Für Benni reicht die Begegnung fast für einen Bellinfarkt 😉 . Die Nacht wird spannend – fast kein Wind, aber sehr schöner zunehmender Mond bei eher kühlen 27 Grad und vollen Batterien.
Nach neuester Hochrechnung wird wegen dieser Windlöcher unsere Reise doch länger dauern als geplant! Ich versuche den Heimflug umzubuchen – ist eine komplexe Aufgabe von der Mitte des Atlantiks aus, wie es scheint, bedarf es Unterstützung von Hause.
Rotwein scheint zu reichen, aber bei Kaffee und Cola wird ab jetzt etwas gespart und der Tauschhandel setzt ein – tausche Kaffee oder Bier gegen Gin Tonic, sehr seltsam alles.
Ein Ahoi an alle am Festland, Gu & Crew der Selivra