Rutschpartie

Grenada – August 2014

Ausflug in die Bergwelt

Auch wenn es nicht jeden der Crew von vornherein unbedingt gefällt, aber das Landesinnere soll ja auch nicht von uns verschont bleiben. So macht sich meine Crew, gemeinsam mit den Mauna Loas und einem Mietwagen – oh Schreck das Lenkrad ist ja auf der falschen Seite und hier git es nur Geisterfahrer – auf den Weg ins Bergland.

Über wunderschöne Überlandbundesstraßen – in Österreich würden wir es als schlecht gepflegten Waldweg mit jahrezehntealten Frostaufbrüchen bezeichnen – geht es, sehr oft im Schritttempo mehr lassen die Straßen nicht zu, gleich hinter der Hauptstadt St. Georges in die Bergwelt hinauf. Manche meinen vielleicht 582 m über Meeresniveau sind keine Berge, aber wer mal diese steilen Straßen hinauf und hinunter gefahren ist, wobei hinter jeder Kurve einer der Geisterfahrer im Affentempo heranrasen kann – ausweichen ist nicht dazu sind die Straßen zu schmal – auf der einen Seite die Felsen, auf der anderen der Abgrund, wird eines Besseren belehrt.

Endlich am Ausgangspunkt für die Wanderung zu den „Seven Sisters – Wasserfällen“ angekommen, wundert sich meine Crew schon über das verwunderte Lächeln des ca 10 jahre alten Bergführes über die Besohlung meines Skippers – Crocks – die müssen es tun, ansonsten geht er halt wieder mal Barfuß. Erinnerungen an die „depperten“ Halbschuhtouristen in der österreichische Bergwelt werden wach. Was solls meine und Mauna Loas Crew braucht ja sowieso keinen Führer. Die paar Kilometer durch den Busch schaffen sie ja allemal.

Kaum ein paar Meter gegangen, wieder einmal „Liquid Sunshine“ und die Luft dampft. Leichtmatrose Benny, ganz erfreut das er schon wieder frei im Wald laufen darf,  begegnet unerwartet einem echten „Waldschrat“  der in Lagerhausschuhwerk mit schwingender Machete im ersten Augenblick erbost den Weg der Wandersleut kreuzt. Benny, erst einmal durch den Regen in seiner Energie gedämpft, folgt erstaunlicherweise meinem Skipper auf Pfiff, und lässt den Erschreckten in Ruhe. Dieser wiederum ist von den Bordmädels so angetan und rasch davon überzeugt das sie ihm nicht wirklich zu Schaden sind, sodass er ihnen im Befehlston – „psst come“ – folge mir, ich zeig dir was – die Natur der Berge zu erklären versucht und sie mit den Früchten des Waldes auf seine Seite zu ziehen versucht. Guaves, Callalou, Nutmeg, Zimt und andere Gewürze werden links und rechts des Weges rasch herbeigeholt. Sein sprachlicher Kauderwelsch ist zuerst absolut unverständlich bis sich herausstellt, das der arme Mann – Kenny – tasächlich taub ist, und deshalb eine etwas erschwert verständlich Sprache artikuliert. Kaum hat er die Mädls mit Früchten, Gewürzen und wild wachsendem Gemüse von seiner Freundlichkeit überzeugt, lässt er die Crews nicht mehr aus und geht mit uns des Weges. Später stellt sich heraus das der ganze Wald und das Gebiet um die Wasserfälle ihm gehört. Ganz so benimmt er sich auch, jeder Baum, jeder Strauch jeder Grashalm liegt ihm am Herzen und trotzdem kann er es sich nicht verkneifen die Mädels mit Blumen zu schmücken.

So geht es dann weiter in die Wildnis und meine Crew bekommt das Ergebnis des starken Regens bald zu spüren. Rostrote Schlammpfade entlang geht es steil bergauf, das geht ja noch, aber die Gummischlapfen meines Skippers sind beim bergabsteigen auf den ausgetretenen Schlammpfaden kaum haltbarer als am blanken Eis. Gottseidank haben alle vier Stöcke zum mitgenommen, die helfen wirklich und ermöglichen erst die steil abwärts führende Rutschpartie. Irgendwann geht’s dann für meinen Skipper nur mehr barfuß weiter. Die Schlapfen würden ja im Schlamm halten, aber die Füsse nicht in den schlammdurchtränkten Schlapfen. 🙂 Naja das nächste Mal dann eben gleich Barfuß

Die Querungen durch die Flüsse sind jedesmal ein Segen, werden doch die bis zu den Knien verschlammten Füße der Wanderer zwangsweise vom Schlamm befreit.

Kenny erweist sich als echter Gentlemen und Charmeur und ist bei allen schwierigen Passagen – und das ist fast der gesamte Weg – dem Mädels hilfreich und mit nicht zuwenig Körperkontakt zur Stelle. Er genießt es sichtlich. Dank seiner Machete sind auch die größen  Sträucher und Aste kein Hindernis. Eine Hand an einer der Mädels und eine Hand  die Machete schwingend geht es immer tiefer in den Regenwald.  Schweißtreibend geht es über Stock und Stein, einen Fluß teilweise auf allen vieren hinauf. Der erste Wasserfall –ganz versteckt im Busch – ein Erlebnis. Dann der zweite Wasserfall. Geschafft – endlich das für die Männer erholsame Bad im Becken unterhalb des Wasserfalles. Kenny mag wohl der Grund dafür sein das die Mädels das kühlende Nass verweigert haben.

Für den dritten Wasserfall meint Kenny es ist zu feucht und rutschig – was war denn das bis hierher?  – den macht er mit ihnen wenn es wieder einmal trocken ist –

Nach dem Bad die Ernüchterung – es muss ja noch der Weg zurück gemacht werden. Kein Problem – Kenny weiß eine Abkürzung. Er hätte besser den anderen Weg nehmen sollen. Leider gibt es aus Erschöpfungsgründen der Crews keine Fotos davon. Das sagt schon alles.:-)

Trotz allem wars ein vergnüglicher Ausflug, die abschließende Fußwaschung im Bach und vor allem das kühle Bier am Ende, und der erneut einsetzende „Liquid Sunshine“ in Kübelstärke 🙂

Kenny – wir sehen uns wieder  – wenn es wirklich trocken – ganz trocken ist 🙂

Endlich zurück am Schiff fällt meine Crew unmittelbar in den Tiefschlaf – Auf der Mauna Loa glaube ich wars ähnlich.

Liebe Grüße aus Grenada

Eure – muntere Selivra & müder Crew